Lasst uns endlich mit dem Body Shaming aufhören
Donnerstag, Oktober 29, 2015
Fat Shaming,
Skinny Shaming, Body Shaming, Pregnancy Shaming,…. alle diese neuen Begriffe
führen zu jeder Menge Aufregung. "Betroffene" bejubelten frenetisch Forderungen
damit aufzuhören. Und nicht in etwa nach dem Motto „endlich sagt mal jemand,
dass man sein darf wie man will.“ Nein, es wird vielmehr gegen die Oppositionsfigur
gewettert. „Echte Frauen haben Kurven“. „Natürlichkeit ist am schönsten“. „Lieber
hungrig als fett“. Die Thigh Gap (also die Lücke zwischen den Oberschenkeln)
scheint momentan der größte Feind der „wahren Weiblichkeit“ zu sein - #nothighgap.
Alles mit der Prämisse, den Frauen – vor allem den jungen – den gesellschaftlichen
Druck abzunehmen einem gewissen Schönheitsideal entsprechen zu müssen. Doch was
diese Diskussionen und Ausrufe tatsächlich bewirken, ist eine Verschärfung des
Konflikts. Dicke gegen Dünne, Brünetten gegen Blondinnen, gemacht gegen
natürlich, Po-Frauen gegen Brüste-Frauen und so weiter und so fort.
Body Shaming - Warum ist die Oppositionsfigur der Feind?
Jedes Mal
wenn (vermeintliches „Figurproblem“ einfügen) Shaming thematisiert wird, wird
das Gegenteil als der Feind deklariert. Wer will schon so sein? Ich bestimmt nicht.
Ist doch auch vollkommen in Ordnung. Keiner muss sein wie er nicht möchte,
jeder sollte so sein wie er es will. Doch dafür sollten wir nicht anderen
Frauen vorschreiben dann bitte aber genauso zu sein, wie man sich selbst gern
sehen möchte. Das ist dann wieder ein Body Shaming. Nur ein anderes Body
Shaming. Also zum Beispiel statt Skinny Shaming eben Fat Shaming.
Warum dürfen
wir denn nicht einfach glücklich sein und akzeptieren, dass es neben unserem
eigenen Schönheitsideal noch andere Schönheitsideale gibt? Klar, gerade im
Figurbreich gibt es Krankheiten. Diese sind wirklich ernst zu nehmen und
bestimmte Bilder und Worte, die eine Essstörung (Magersucht, Esssucht,
Ess-Brech-Sucht usw.) fördern, sollten diskutiert werden können. Doch ist
diesen erkrankten Frauen geholfen, wenn wir ihnen noch sagen, dass ihr Körper ein No-go ist? Wäre es nicht einfach für diese, aber auch für alle Frauen,
wenn wir einfach aufhören mit dem Body Shaming und sagen: Du darfst so sein wie
du willst.
Frauen
zeichnen sich – genauso wie Männer – dadurch aus, dass sie eben unterschiedlich
aussehen. Das liegt in der Natur des Menschen, dass zwar gewisse Ähnlichkeiten
vorhanden sind, doch die Ausprägung ist – außer bei eineiigen Zwillingen – eben
nicht gleich. Können wir diese Tatsache nicht einfach als gegeben hinnehmen und
aufhören alle in eine Schublade packen zu wollen und gegen jeden zu hetzen, der
nicht aussieht wie man selbst?
Das Aufzeigen von Body Shamings in der Gesellschaft ist ein wichtiges Zeichen - Doch bitte nicht auf Kosten der anderen Figurentypen
Natürlich
darf dadurch nicht das Aufzeigen von Body Shamings aufhören. Es gibt immer noch
viele Bereiche in denen Body Shaming – leider! - eine Rolle spielt. Aber wir
können dabei darauf verzichten, andere Figurtypen schlecht zu machen und
einfach nur auf das Problem des betreffenden Body Shamings aufmerksam
machen.
Ein Beispiel von Body Shaming im Alltag - "Ihhh, eine Thigh Gap"
Wie, das ist
doch gar kein wirklich existierendes Problem? Dazu eine Geschichte:
Neulich war
ich im Sportstudio beim „Bauch, Beine, Po“-Kurs. Die Trainerin stellte sich und
den Kursinhalt zu Beginn des Kurses kurz vor. Dann fielen drei Sätze, die eine enorme
Sprengkraft haben. Sie sagte: „Was wir durch diesen Kurs nicht erreichen ist
eine Thigh Gap. Aber wer will das auch schon?! Sieht doch absolut nicht schön aus so eine
Lücke zwischen den Beinen zu haben.“ Das ließ mich sofort aufhorchen.
Wieso ist
eine Thigh Gap per se denn nicht schön? Es lässt sich natürlich darüber
diskutieren, dass dieses Ziel für viele Frauen mit einem ungesunden
Figurumwandlungsprozess zu tun hat und ob das nun wirklich ein anstrebbares
Schönheitsideal sein muss.
Wie wäre es damit zu sagen: Egal wie jemand aussieht, wir als Gesellschaft erkennen alle Schönheitsmerkmal als solche an
Doch was ist
mit den Frauen, die nun mal von Natur aus eine Thigh Gap haben? Wollen wir
diesen Frauen ernsthaft sagen, dass sie dadurch „nicht schön“, vielleicht sogar
„hässlich“ sind? Löst das wirklich das Problem oder führt es nicht immer weiter
dazu, dass wir uns Frauen wegen jedem Quadratzentimeter an unserem Körper
verrückt machen? Uns gegeneinander aufbringen ohne dabei wirklich einen „Körperfrieden“
zu stiften und zu sagen – wie die Intension der meisten Plädoyers für ein Stopp
von (hier vermeintliches „Schönheitsproblem“ einfügen) Shamings ist – : Egal
wie du aussiehst, du bist immer schön und wir als Gesellschaft erkennen das an.
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